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Die Lauretanische Litanei

Die Lauretanische Litanei

Virginia Kimball

MARIANISCHE LITANEIEN DES OSTENS

In der Ostkirche sind gehören Litaneien zu der offiziellen Liturgie und sie haben wenigstens drei verschiedene Formen: Synaptae (Sammlung), Ektenie (intensives Gebet der Fürbitte und der Vergebung, das zum Teil auf dem Psalm 50 beruht) und Aitaesis (fürbittendes Gebet für Frieden, Vergebung und Schutz).



Die marianische Litaneien sind im Osten zahlreich und weisen eine Vielzahl von Themen auf; einige von dogmatischem andere von moralischem und patriotischem Charakter. Hier folgem ein paar Beispiele von marianischen Litaneien:

die Epitaphian Threnos, die an das Leiden Marias am Karfreitag erinnert (Symeon Metaphrastes, PG 114, 29);

der dogmatische Kanon von Johannes Monachos Zonoras zu Ehren der Panhagia Theotokos (PG 135, 413 – 422);

von mehr patriotischer Natur ist der wahrscheinlich von Johannes Mauropous stammende Kanon zur Mutter Gottes in Zeiten eines drohenden Krieges (Euchologion 563 - 567, Beck 555, 3);

Zum Schluss hebt der fürsprecherische Kanon zur Theotokos von Euthymos Monachos Synkellos (Euchologion 232 - 237) das Bekenntnis eines Sünders hervor.

Litanei (aus dem Griechischen Litanei a)

Eine Litanei ist eine Reihe von kurzen Bittgebeten und Anrufen, die vom Diakon oder dem Priester gesungen oder gebetet werden, und auf die die Leute mit dem Kyrie eleison antworten. Die Litanei entstand im vierten Jahrhundert in Antiochia und wurde von dort nach Konstantinopel gebracht, von wo sie sich im ganzen Osten verbreitetet. Litaneien durch den Diakon sind Bestandteil der meisten orthodoxen Liturgien und drücken die Verehrung, die Bitte und die Danksagung der zum Gottesdienst versammelten Gemeinde durch den Diakon aus, der durch seine Stellung als Laie näher den Leuten steht als die zwei anderen Grade der Priesterschaft, jene des Priesters und des Bischofs.

Von Konstantinopel wurde die Litanei nach Rome und ins Abendland gebracht. Papst Gelasius I (492-96) führte in die Messe eine Fürbitte mit litaneienhaftem Charakter ein, das neunfältige Kyrie eleison, das bis zum heutigen Tag in einigen Riten fortbesteht (Rev. Nicon Archbishop Iakovos, Primate of the Greek Orthodox Church in the Americas, Pleasantville, NY, Hellenic Heritage Publications, 1992, 232).

In der östlichen Tradition der Gottesdienste der Göttlichen Liturgie des Hl. Basil, des Hl. Chrysostomos und des Hl. Jakobus (am besten bekannt) werden liturgische Texte und Hymnen mit Litaneien durchsetzt. In anderen liturgischen Hymnen und liturgischen Riten für das Stundengebet werden die Litaneien auch regelmäßig verwendet. Ein Paraklesis Gottesdienst (ein liturgischer Bittgottesdienst) verbindet zahlreiche Bitt- und Dankgebete miteinander; und der Akathistos der Theotokos (genauso wie der Akathistos der anderen Heiligen) schließt auch zahlreiche Litaneien mit ein. Man kann sagen, dass die Litanei ein antiker Bestandteil des christlichen Gebetes ist, der in die Göttliche Liturgie, dem Stundengebet (gesammelt in einem Gottesdienstbuch, das Menaion heißt) und in besonderen liturgischen Gottesdiensten an die Jungfrau Maria und den Heiligen aufgenommen wurde.

LITANEIEN IM ABENDLAND

In der Liturgie der abendländischen Kirche wird das Wort Litanei von Litania hergeleitet, was Bittgebet oder Fürbitte bedeutet. Bis zum zwölften Jahrhundert bedeutete es auch soviel wie Prozession mit fürbittendem Charakter, auch unter der Bezeichnung Rogation bekannt. Die Kirche hat für den offiziellen Gebrauch die folgenden Litaneien genehmigt: die Allerheiligenlitanei (wahrscheinlich die älteste), die Litanei zum Namen Jesu (1886), die Litanei zum Herzen Jesu (1899), jene zu Ehren des Hl. Josef (1909) und des kostbaren Blutes (1960) ebenso wie die Lauretanische Litanei.

DIE LAURETANISCHE LITANEI

Somit ist die einzige genehmigte marianische Litanei diejenige von Loreto. Die Lauretanische Litanei, die so wegen ihrer Verwendung im Heiligtum von Loreto seit mindestens 1531 bekannt ist, wurde offiziell 1587 durch Papst Sixtus V. genehmigt. Als ihr Ursprung gilt eine mittelalterliche Litanei in Reimen (siehe Paris Manuskript Nat. lat. 5267, fol. 80 r), die von der östlichen Marienverehrung besonders von dem berühmten Hymnus Akathistos beeinflusst wurde. Im Gegensatz zur älteren Allerheiligenlitanei ist die Lauretanische Litanei ausschließlich eine anrufende oder bittende Litanei. Wie zum Beispiel in der sogenannten Officia Mariana festgestellt werden kann, waren und sind viel mehr marianische Litaneien in Gebrauch, allerdings bestimmt für die private Verehrung.

NEUERE ANRUFUNGEN

Die Fassung der Lauretanischen Litanei von 1587 wurde in der Folgezeit durch neue Anrufungen bereichert.

1675 Königin des heiligsten Rosenkranzes (für die Bruderschaften des Hl. Rosenkranzes)
1883 Königin ohne Erbsünde empfangen (Leo XIII. für die gesamte Kirche)
1903 Mutter des guten Rates (Leo XIII.)
1917 Königin des Friedens (Benedikt XV.)
1950 Königin, aufgenommen in den Himmel (Pius XII.)
1980 Mutter der Kirche (Johannes Paul II.)
1995 Königin der Familien (Johannes Paul II.)

DIE ZUSAMMENSETZUNG UND DER INHALT DER LAURETANISCHEN LITANEI

Die Lauretanische Litanei ist wie folgt aufgebaut:

1) DIE HEILIGKEIT MARIAS

Drei einführende Anrufungen heben die Heiligkeit Marias als Person (Sancta Maria), in ihrer Rolle als Mutter von Jesus Christus (Sancta Dei Genitrix) und in ihrer Berufung als Jungfrau (Sancta Virgo Virginum) hervor. Die Heiligkeit Marias wird hier betont.

2) MARIA, DIE MUTTER

Zwölf Anrufungen verweisen auf Maria als Mutter. Das Ziel dieser Reihe von Anrufungen ist, die verschiedenen Facetten der Rolle Marias als Mutter hervorzuheben. Einige dieser Anrufungen, insbesondere am Anfang (1- 3) und am Schluss (11-12) der Reihe, verweisen ausdrücklich auf ihre mütterliche Tätigkeit und die Adressaten (Christus, die Kirche...) dieser Tätigkeit.

Maria ist:

die Mutter Christi (Mater Christi)
die Mutter der Kirche (Mater Ecclesiae)
die Mutter der göttlichen Gnade (Mater Divinae Gratiae)

Und wiederum am Schluss der Reihe :

die Mutter unseres Schöpfers (Mater Creatoris)
die Mutter unseres Erlösers (Mater Salvatoris)

Die mittleren Anrufungen kennzeichnen oder charakterisieren die Person Marias vorwiegend mit Adjektiven als Mutter:

Du reine Mutter (Mater purissima)
Du keusche Mutter (Mater castissima)
Du unversehrte Mutter (Mater inviolata)
Du unbefleckte Mutter (Mater intemerata)
Du liebenswürdige Mutter (Mater amabilis)
Du wunderbare Mutter (Mater admirabilis)
Du Mutter des guten Rates (Mater boni consilii)
Du Mutter der gerechten Liebe (Mater pulchrae dilectionis)

Maria erregt Liebe und Bewunderung, und sie ist voll des guten Rats, aber die meisten der erwähnten Charakterzüge (4–7) verweisen auf die wunderbare und jungfräuliche Geburt Jesu.

3) MARIA, DIE JUNGFRAU

Die Anrufungen von Maria als Mutter werden von sechs Titeln gefolgt, die sie als Jungfrau preisen. Sie betonen nicht nur den Wert ihrer Jungfräulichkeit:

du weise Jungfrau (Virgo prudentissima),
du ehrwürdige Jungfrau (Virgo veneranda),
du lobwürdige Jungfrau (Virgo praedicanda), sondern auch die Wirksamkeit ihrer Jungfräulichkeit. Maria ist:
die mächtige Jungfrau (Virgo potens),
die gütige Jungfrau (Virgo clemens) und
die getreue Jungfrau (Virgo fidelis).

4) SYMBOLE MARIAS

Sodann haben wir dreizehn symbolische Anrufungen, die größtenteils aus dem Alten Testament genommen und Maria zugeschrieben worden sind. Sie heben ihre Tugenden und ihre herausragende Rolle in der Heilsgeschichte hervor:

Spiegel der Gerechtigkeit (Speculum justitiae)
Sitz der Weisheit (Sedes sapientiae)
Ursache unserer Freude (Causa nostrae laetitiae)
Tempel des Geistes (Vas spirituale)
Tabernakel der ewigen Herrlichkeit (Vas honorabile)
Wohnung, ganz Gott geweiht (Vas insigne devotionis)
Geheimnisvolle Rose (Rosa mystica)
Turm Davids (Turris davidica)
Elfenbeinerner Turm (Turris eburnea)
Goldenes Haus (Domus aurea)
Arche des Bundes (Foederis arca)
Pforte des Himmels (Janua coeli)
Morgenstern (Stella matutina)

5) MARIA, DIE HELFERIN

Die Gruppe der vier folgenden Anrufungen preisen die Rolle Marias als Fürsprecherin für geistige und leibliche Werke der Barmherzigkeit:

das Heil der Kranken (Salus infirmorum)
die Zuflucht der Sünder (Refugium peccatorum)
die Trösterin der Betrübten (Consolatrix afflictorum)
die Hilfe der Christen (Auxilium christianorum)

6) MARIA, DIE KÖNIGIN

Der letzte Teil der marianischen Anrufungen ist aus einer Reihe von dreizehn Titeln zusammengesetzt, die auf Maria als Königin hinweisen. Maria ist die Königin der Heiligen und der Bewohner des Himmels:

Königin der Engel (Regina Angelorum)
Königin der Patriarchen (Regina Patriarchum)
Königin der Propheten (Regina Prophetarum)
Königin der Apostel (Regina Apostolorum)
Königin der Märtyrer (Regina Martyrum)
Königin der Bekenner (Regina Confessorum)
Königin der Jungfrauen (Regina Virginum)
Königin aller Heiligen (Regina Sanctorum omnium)

Es gibt fünf Anrufungen, die die persönliche Heiligkeit, ihre Auszeichnung und die Rolle der Königswürde Marias unterstreichen:

Königin, ohne Erbsünde empfangen (Regina sine macula originali concepta)
Königin, in den Himmel aufgenommen (Regina in caelum assumpta)
Königin des heiligsten Rosenkranzes (Regina sacratissimi rosarii)
Königin der Familien (Regina familiarum)
Königin des Friedens (Regina pacis)

ILLUSTRATIONEN UND ERKLÄRUNGEN DER LAURETANISCHEN LITANEI



Die Marian Library hat seltene Bücher aus dem 18. Jahrhundert mit Kupferstichen des berühmten Augsburger Künstlers Josef Sebastian Klaubers (ca. 1700 - 1768) in ihrem Besitz. Die in hohem Maße symbolischen und illustrativen Reproduktionen sind typisch für die Zeit des Barock. Ihre Botschaft ist von großem spirituellen Reichtum. Marias Portrait ist jenes der erhabenen Mutter, der Jungfrau und der Königin wie es in die Zeit passt. Wir beschränken uns auf die Illustrationen der marianischen Titel. Der Leser sollte vor Augen haben, dass die Titel, die im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert eingeführt worden sind, offensichtlich nicht in den Illustrationen von Klauber miteingeschlossen sind.

All About Mary includes a variety of content, much of which reflects the expertise, interpretations and opinions of the individual authors and not necessarily of the Marian Library or the University of Dayton. Please share feedback or suggestions with marianlibrary@udayton.edu.