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Die Flucht nach Ägypten

Die Flucht nach Ägypten

Englischer Originaltext von Sisiter. M. Danielle Peters

EINLEITUNG

Die folgenden Informationen über die Reise der Heiligen Familie nach Ägypten wurden aus verschiedenen östlichen und westlichen Quellen zusammengetragen, wobei überwiegend die apokryphischen Evangelien des Pseudo – Matthäus und des Hl. Thomas sowie die arabischen und armenischen Evangelien der Kindheit Jesu verwendet wurden. Außerdem wurden die Vision des Theophilus, dem 23. Patriarchen von Alexandria aus dem vierten Jahrhundert und die Homelie des Zacharias, der im siebten Jahrhundert Bischof von Sakha war, berücksichtigt. Schließlich haben wir auch die koptischen und äthiopischen Synaxaria (Heiligenkalender) und verschiedene islamische Überlieferungen verwendet.

Es hat sich erwiesen, dass es eine ziemliche Herausforderung ist, dem Leser eine authentische Information über das erste Jahrhundert in Ägypten dar zu bieten, da die meisten Überlieferungen, die über die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten berichten, erst zwischen dem zehnten und zwölften Jahrhundert übersetzt wurden. Für weitere Information empfehlen wir die sehr reichhaltige und unschätzbare Studie Die Heilige Familie in Ägypten von Otto F. A. Meinardus (The American University in Cairo Press 1986).


WEISSAGUNGEN DES ALTEN TESTAMENTES

Die Kindheitserzählungen des Neuen Testaments halten die Erfüllung der Weissagungen des Alten Testaments fest, wie sie sich in ihrer historischen Abfolge entfalten. Jesus Christus wurde in Bethlehem geboren, wie es vom Prophet Micha geweissagt worden ist:

Aber du, Bethlehem - Efrata, so klein unter den Gauen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll. Sein Ursprung liegt in ferner Vorzeit,in längst vergangenen Tagen. (5, 1)

Das Blutbad der unschuldigen Kinder war von Jeremias vorhergesagt worden.

So spricht der Herr: „Ein Geschrei ist in Rama zu hören, bitteres Klagen und Weinen. Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, um ihre Kinder, denn sie sind dahin. < (31, 15)

Der Prophet Jesaja versorgt uns mit einer Weissagung über die Wirkung, die das heilige Kind auf Ägypten und die Ägypter haben sollte:

Orakel über Ägypten: Seht, der Herr fährt auf einer leichten Wolke daher; er kommt nach Ägypten.Vor seinem Angesicht zittern die Götter Ägyptens,den Ägyptern verzagt das Herz in der Brust, An jenem Tag wird es für den Herrn mitten in Ägypten einen Altar geben und an Ägyptens Grenze wird ein Steinmalfür den Herrn aufgestellt. (19,1. 19 f)

Nach der Überlieferung der koptischen Kirche wird der erwähnte Altar in der Marienkirche im Al- Muharraq Kloster aufbewahrt, einem Ort, von dem angenommen wird, dass sich die Heilige Familie über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten niederließ; und der Altarstein war das Bett, auf welchem der kindliche Erlöser lag. Das Kloster von Al-Muharraq liegt buchstäblich in der Mitte des Landes Ägypten und steht in ihrem genauen geographischen Zentrum.



APOKRYPHISCHE QUELLEN

Der Hl. Matthäus berichtet uns weder, wo die Heilige Familie in Ägypten Wohnung nahm noch wie lange ihr Exil dauerte; der Evangelist weist nur auf die Beweggründe ihrer Flucht und ihrer Rückkehr hin. Antike Legenden erzählen, dass sie zwei Jahre von Palästina abwesend waren und in Matareya lebten, ein paar Meilen Nord östlich von Kairo gelegen. Auf die Aufforderung Jesu kamen an dem Ort, wo sie geruht hatten, eine Quelle und eine Sykamore zum Vorschein.

Es bleibt den durch die Genialität der italienischen Kunst verewigten apokryphischen Legenden überlassen, uns zu erzählen, wie unterwegs die Drachen kamen und sich vor dem Jesuskind verbeugten, die Löwen und Leoparden ihn anbeteten, die Rosen von Jericho überall da, wo er mit seine Fußstapfen hin trat, erblühten. Die Palmen verbeugten sich auf seinen Befehl hin, um ihnen Datteln zu geben, die Räuber waren von seiner Majestät tief beeindruckt, und die Reise wurde auf wunderbare Weise verkürzt. Sie erzählen uns außerdem, wie beim Eintritt Jesu in das Land alle Götzenbilder des Landes Ägypten mit einem plötzlichen Krachen von ihren Sockeln stürzten und zerschmettert und zerbrochen auf ihren Angesichtern lagen. Und wie viele wunderbare Heilungen von Aussatz und Befreiung von dämonischer Besessenheit wurden durch sein Wort vollbracht! Diese Fülle der legendären Wunder, die sich zum Teil aus reinem Sehnen nach dem Übernatürlichen entwickelte und teilweise eine phantasiereiche Anwendung der Weissagungen des Alten Testaments sind – liefert einen starken Gegensatz zur wahrheitsgetreuen Schlichtheit der Erzählung des Evangeliums.


DER WEG NACH ÄGYPTEN

Es gab drei Strecken für die Reisenden, die den Sinai von Pälästina aus nach Ägypten durchzogen, eine Durchquerung, die wegen des gegenseitigen Schutzes und der Sicherheit in der Regel nur in Gruppen unternommen wurde. Bei ihrer Flucht von König Herodes musste jedoch die Heilige Familie diese Pfade meiden und weniger bekannte Wege einschlagen. Die gewundenen Pfade, denen sie bei ihrem Durchzug durch den Sinai folgten und ihre späteren Reisen innerhalb Ägyptens sind von Theophilus, dem dreiundzwanzigsten Patriarchen von Alexandria (384-412 n.Chr), aufgezeichnet worden. Er bekundet, dass am Abend des sechsten Hator (dieser koptische Monat entspricht annähernd unserem November) die Heilige Jungfrau sich nach einem langen Gebet ihm (Theophilus) geoffenbart hat. Nachdem sie ihm die Einzelheiten der Reise der Heiligen Familie nach, in und aus Ägypten erzählt hatte, bat sie ihn, alles, was er gesehen und gehört hatte, nieder zu schreiben.


DIE REISE

Dem apokryphischen Jakobusevangeliums über die Kindheit Jesu zufolge flüchtete die Heilige Familie zusammen mit Salome, der Hebamme Marias. Ihr Weg führte sie durch die jüdische Wüste zum Jordantal. Die Mehrheit der Bilder zeigt, wie der Zug sich von der linken Seite zur rechten bewegt. Die Gegenrichtung zeigt wiederum die Rückkehr der Heiligen Familie ins Heilige Land an.

Quellen der koptischen Kirche berichten uns, dass die Heilige Familie sich von Bethlehem nach Gaza bewegte und danach nach El- Zaraniq zog (auch als Floussiat bekannt), das ungefähr achtundzwanzig Meilen westlich von Al- Arish in der Nähe der Oase Ain-Hagla nahe des Jordans liegt. Orthodoxe Mönche haben ihre Kirche zu Ehren der Heiligen Familie benannt. Für sie bezeichnet sie die Stelle, wo die Heilige Familie ihre erste Rast machte.

Später wurde Ain Hagla in Kalamonia umbenannt, was „guter Aufenthalt“ bedeutet. Als nächstes schlängelten sie sich entlang des nördlichen Sinai bis sie Farma, das antike Pelusium, auf halbem Weg zwischen Al-Arish und dem heutigen Port Said erreichten. Sowohl der griechische Mönch Epiphanius Hagiopolites (achtes Jahrhundert) als auch der abendländische Mönch Bernhard, der Weise (870 n. Chr.) erwähnen in ihren Schriften, dass die Heilige Familie in dieser Stadt anhielt. Die dortige Maria geweihte Kirche gedenkt der Botschaft des Engels an Josef, nach Ägypten wegzugehen.

Dann reisten sie nach Osten zur antiken Stadt Hebron, die angeblich eine der ältesten Städte der Welt und ein heiliger Ort für Juden, Christen und Moslems ist; denn hier haben in der Höhle von Machpelah Abraham und Sara, Isaak und Rebekka sowie Jakob und Lea ihre letzte Ruhestätte gefunden.

... und setzt euch für mich ein bei Ephron, dem Sohn Zohars! Er solll mir die Höhle von Machpela überlassen, die ihm gehört, am Rande seines Grundstücks. Zum vollen Geldwert soll er mir sie überlassen als eigene Grabstätte mitten unter euch (Gen 23, 9).

Die apokryphische armenische Kindheitserzählung berichtet, dass die Heilige Familie ihre Reise nach Aschkelon fortsetzte, wo Samson dreißig Philister erschlagen hat:

Und der Geist des Herrn kam über ihn; er ging nach Aschkelon hinab und erschlug dort dreißig Mann von ihnen, nahm ihnen ihre Kleider und gab die Gewänder denen, die das Rätsel gelöst hatten (Richter 14,19).

Am vierundzwanzigsten Tag des koptischen Monats Bashans, der dem ersten Juni entspricht, feiert die koptische Kirche den Einzug des Herrn Jesus Christus in das Land Ägypten. An diesem Tag wird in den Kirchen überall im Lande mit den Worten der Doxologie gebetet:

Freue dich, o Ägypten; o Volk von Ägypten und all deine Kinder von Ägypten, die innerhalb deiner Grenzen leben, freuet euch und erhebet eure Herzen, denn der Geliebte der ganzen Menschheit ist zu euch gekommen, er, der vor dem Anfang aller Zeiten gewesen ist.


DIE ROUTE DER HEILIGEN FAMILIE IN ÄGYPTEN

Indem wir die Wege der Heiligen Familie in Ägypten verfolgen, verweisen wir auf diese Landkarte. Die Ziffern kennzeichnen die dreißig Orte, die mit der Flucht in Verbindung stehen.
1. Rafah
2. Al-Arish
3. Farma
4. Tal Basta
5. Mostorod
6. Belbeis
7. Meniet Samanoud
8. Sakha
9. Wadi El-Natroun
10. Ain Shams
11. Matareya
12. Zeitoun
13. Zeweila Alley
14. El-Ezbaweya
15. Das Alte Kairo
16. Babylon
17. Maady
18. Ashnein: El-Nasara & El-Garnous Kloster
19. Bahnassa
20. Samalout
21. Gabal al Tair
22. Hermapolis: Al-Ashmounein Town - Mallawy
23. Daurout Um Makhla
24. Beer El-Sahaba
25. Kom Maria
26. Tal El-Amarna
27. Daurout
28. Qoussia
29. Meir
30. Kloster Moharraq



IM NIL DELTA

Verschiedene Überlieferungen berichten, dass die Heilige Familie viele Quellen und Brunnen im Gebiet des Nildeltas und Niltales entdeckten. Außerdem finden wir in vielen Dörfern die Erinnerung an eine bestimmte Palme, die nicht nur der Heiligen Familie Schatten spendete sondern sie ebenso mit ihren Früchten versorgte.

Während der Jahre 7 und 4 v. Chr. als Gaius Turranius Statthalter von Ägypten war, überquerte die Heilige Familie den schmalen Isthmus von Al - Quantara, auf dem schon Abraham (Gen 12, 10), Jakob und seine Söhne nach Ägypten gezogen waren.


TAL BASTA

Der koptische Synaxar (Heiligenkalender) berichtet, dass Tal Basta (4) - ungefähr zweiundsiebzig Meilen nord östlich von Kairo - die erste ägyptische Stadt war, die von der Heiligen Familie besucht wurde. Der Vision des koptischen Patriarchen Theophilus (384 - 412) zufolge wurde die Heilige Familie hier von zwei Räubern angegriffen. Enttäuscht durch dieses Erlebnis, setzten sie rasch Ihre Reise nach Belbeis (6) fort.

Eine andere Überlieferung berichtet, dass Jesus in Tal Basta - oder Basta (4) eine Quelle aus dem Boden hervorspringen ließ; überdies löste seine pure Gegenwart aus, dass die Götzenbilder einstürzten, wie es von den Propheten von einst vorhergesagt worden war. Als Folge davon wurden die Stadtbewohner feindselig und aggressiv, woraufhin die Heilige Familie der Stadt den Rücken kehrte und sich südwärts wandte.


MOSTOROD

Auf direktem Weg erreichten sie Mostorod (5) (das später den Namen Al – Mahmma erhielt), das nur sieben Meilen nordwestlich von Kairo liegt. Al - Mahmma bedeutet „der Badeplatz,“ ein Name der der Stadt gegeben wurde, weil die Jungfrau Maria dort das Christuskind gebadet und seine Bekleidung gewaschen hat. Es ist beachtenswert, dass am Ende ihres Rückweges nach Palästina die Heilige Familie noch einmal in Mosterod anhielt und dieses Mal eine Quelle aus dem Erdboden sich ergießen ließ, die noch immer bis auf den heutigen Tag hervorfließt (siehe nebenstehendes Bild)


BELBEIS

Die Flucht ging weiter nach Belbeis (6). Hier gibt es ein Beispiel eines Marienbaumes, um den die hiesigen Einwohner ihren Friedhof errichtet haben. Dieser Baum wurde 1850 entfernt. In Belbeis gedenken die Moslems des Besuches der Heiligen Familie in der Osman – El Haress El - Ansari Moschee und an der Ecke der Al- Ansari Straße.



MENIET SAMANOUD, SAKHA, BURULLUS

Die Reise wurde nach Norden bis Meniet Samanoud (7) fortgesetzt, wo sie die dortige Bevölkerung freundlich empfing, was ihnen einen wohl verdienten Segen bescherte. Ein großer Trog aus Granit, der nach der dortigen Meinung von der Jungfrau verwendet wurde, um Teig zu kneten sowie eine vom Christkind selbst gesegnete Wasserquelle können dort noch heute gesehen werden.

Nach einer Predigt des Bischofs Zacharias von Sakha (7. Jahrhundert) reiste die Heilige Familie von Samanoud über Sakha (8) nach Burullus, wo der Überlieferung nach Jesus seinen Fußabdruck auf einem Felsen hinterlassen hat (siehe nebenstehends Bild). Aus diesem Grunde wird dieser Ort Bikha Isus (Pekha-Issous, in die Volkssprache als Lysous übertragen) oder Fußabdruck Jesu genannt. Der Felsen wurde bewahrt, allerdings wurde er jahrhundertelang aus Furcht vor Räuberei versteckt und erst wieder im Jahre 1984 ausfindig gemacht.

Ihre Spur von Sakhara aus wird in der Dokumentation der Vision des Papstes Theophilus aufgezeichnet und wird durch koptisches Brauchtum in der christlichen Ära belegt



WADI EL - NATROUN

Nachdem sie den Rosetta–Arm des Nils ins westliche Delta überquert hatten gelangten sie in das südlich gelegene Wadi El- Natroun (damals Al Asqueet genannt) – (9). In den frühesten Jahrzehnten des Christentums wurden die Wüstenregionen des Wadi El- Natroun der Ort der anchoretischen Besiedlung und später von vielen Klöstern. Es wird erzählt, dass Jesus die Wüste im Hinblick auf diese zukünftigen Siedlungen segnete. 1986 gab es ungefähr 320 Mönche, die die vier Klöster des Wadi El - Natroun bewohnten.


IM NILTAL

Schließlich ließ die hl. Familie die Wüste hinter sich. Sie nahm ihren Weg nach Süden und überquerten den Nil zu seinem Ostufer hin. Dann wandten sie sich nach Matareya (11) und Ain Shams (10), dem antiken Heliopolis und dem Ort der ältesten Universität der Geschichte, die seit den frühesten pharaonischen Zeiten On genannt wurde, wie es bei Jeremias 43,13 belegt ist. Diese beiden angrenzenden Distrikte sind am Rande liegende Vororte des heutigen Kairo und nur sieben Meilen vom Stadtzentrum entfernt.

Es scheint einleuchtend, dass die Heilige Familie heidnische Gebiete meiden wollte und Orte mit jüdischen Siedlungen suchte. Historische Quellen belegen den Aufenthalt der Heiligen Familie in Matareya. Das apokryphische Evangelium des Pseudo – Matthäus, des koptischen und ägyptischen Heiligenkalenders als auch Geschichten von Besuchern des Heiligen Landes während des Mittelalters berichten über Einzelheiten der Heiligen Familie an diesem Ort.

In Matareya steht ein bis heute immer noch regelmäßig besuchter Baum, der „Marienbaum“ genannt wird (siehe nebenstehendes Bild), denn es wird angenommen, dass sie sich in seinem Schatten ausgeruht hat. Überdies ließ hier auch das Jesuskind Wasser aus einer Quelle fließen. Er segnete es, trank davon und Maria hat seine Kleidung darin gewaschen. Sie goss das Waschwasser auf die Erde und an dieser Stelle erblühte eine duftende Balsampflanze. Neben den heilenden und schmerzstillenden Eigenschaften dieses Balsams wird sein Extrakt bei der Herstellung von Duftstoffen und Wohlgerüchen verwendet, aus denen der heilige Chrisam zusammengesetzt wird.



KAIRO

Auf ihrem Weg gen Süden fortgesetzt hatte, kam die Heilige Familie an der Festung von Babylon (Alt Kairo, 15) vorbei und sah die Pyramiden von Gizeh. Der Überlieferung nach war dort in Gizeh eine Palme, unter der die Selige Jungfrau das Jesuskind gestillt hat. Diese Palme war angeblich der einzige Baum in der Gegend, der Frucht trug.



MAADY

Als nächstes erreichte die Heilige Familie den modernen Kairoer Vorort Maady, der in den frühesten pharaonischen Zeiten ein entlegener Bezirk von Memphis war, der damaligen Hauptstadt von Ägypten.

Josef wurde mit den Seeleuten der Nilboote bekannt und so wurde die Heilige Familie dazu eingeladen, in den Süden nach Oberägypten mitgenommen zu werden. Die Mönche des Dair al - Muharraq (Kloster der Seligen Jungfrau) nehmen an, dass sich die Heilige Familie die Reisen von dem Gold leisten konnten, das sie von den Weisen aus dem Morgenland erhalten hatten (Mt 2, 11).

Die historische Kirche, die ebenfalls der Seligen Jungfrau geweiht wurde, wurde an der Stelle erbaut, wo sie an Bord gingen. Der Ort heißt „Al – Adaweya“ d.h. die Kirche der Jungfrau von der Fähre (der Name des jetzt modernen Vorortes Maady kommt tatsächlich von einem arabischen Wort, das „der Kreuzungspunkt“ bedeutet).

Die Steinstufen, die zum Flussufer hinunter führen und von denen angenommen wird, dass sie von der Heiligen Familie benutzt worden sind, sind für Pilger durch den kirchlichen Hofraum leicht erreichbar.

Ein Ereignis von wundersamer Bedeutung ereignete sich am Freitag, dem dritten des koptischen Monats Baramhat – am 12. März 1976. Eine Heilige Schrift von unbekannter Herkunft wurde durch die plätschernden kleinen Wellen des Nils an das Ufer unterhalb der Kirche getragen. Sie war auf der Seite von Jesajah 19, 25 geöffnet, die kund tut: „Gesegnet ist Ägypten, mein Volk...“ Die Bibel befindet sich jetzt sichtbar für alle unter Glas im Heiligtum der Kirche



DEIR EL - GARNOUS UND ASHNEIN EL NASSARA

Das Segelboot legte bei dem Dorf von Deir El - Garnous (dem späteren Standort des Klosters von Arganos) vier Meilen westlich von Ashnein El Nassara (18) an. Außerhalb der westlichen Mauer der Kirche, die der Seligen Jungfrau Maria geweiht ist, soll ein tiefer Brunnen die Heilige Familie mit Wasser versorgt haben.
Im Gedächtnis an den Segen, die das Dorf durch den Besuch der heiligen Familie empfangen hat, feiern die Leute ein jährliches Volksfest am 21. und 22. August, das mulid genannt wird. Man sagt, dass während des Volksfestes niemand jemals von einem Gewürm gebissen worden ist. Ungefähr fünftausend Menschen besuchen diesen Jahrmarkt und genießen das Wasser des Brunnens.


AL BAHNASSA UND SAMALOUT

Die hl. Familie wanderte weiter zu einem Ort, der später Abai Issous (das Heim von Jesus) genannt wurde, der Stätte des heutigen Dorfes von Sandafa östlich von Al Bahnassa (19), was sich ungefähr dreizehn Meilen westlich der Stadt von Beni Mazar befindet.

Muhammad al Baqir (676 - 731 n. Chr.) erzählt, dass der neun Monate alte Jesus die Schule in Al Bahnassa besuchte. Der Lehrer sagte zu Jesus: „Sage das Alphabet!“ Jesus erhob seinen Kopf und sagte: „Wissen sie, was diese Worte bedeuten?“ Der Lehrer wollte ihn schlagen, aber Jesus sagte zu ihm: „Bitte schlagen sie mich nicht, aber wenn sie es nicht wissen, fragen sie mich und ich werde es ihnen erklären.“ „Sprich,“ sagte der Lehrer. „Kommen sie herunter von ihrem Pult,“ antwortete Jesus. Der Lehrer kam herab und Jesus nahm Platz und fing an zu sprechen: „Alif steht für die guten Taten Gottes, Da für die Herrlichkeit Gottes, das Gim für die Pracht Gottes, das Dal für die Religion Gottes, das Ha für den Drachen der Hölle, das Wa zeigt das Elend jener an, die in der Hölle leben, das Va bedeutet die Vergebung der Sünden von denen, die um Vergebung bitten, das K ist das Wort für Gott, der sich niemals ändern wird; das Sad ist das Maß für ein Maß, das Ta steht für die Höllenschlangen.“ „Nun gut,“ sagte der Lehrer zur Heiligen Jungfrau, „nimm deinen Sohn und passe auf ihn auf, denn Gott hat ihm Weisheit gegeben und er braucht keinen Lehrer.“ Diese Überlieferung stimmt mit der beinahe gleichartigen Geschichte im Evangelium des Hl. Thomas des Israeliten (140-160 n. Chr.) überein.

Sie gingen von Bahnassa weiter nach Süden bis Samalout (20) und überquerten noch einmal den Nil von jener Stadt aus bis zu dem Ort auf der Ostseite des Flusses, wo nunmehr das Kloster der Jungfrau am Gabal Al Tair (Vogelsberg, 21) östlich von Samalout und südlich von Meadeyat Beni Khaled steht. Die Heilige Familie ruhte sich in einer Höhle aus, die sich nunmehr im Innern der antiken Kirche dort befindet. Gabal Al Tair wird auch Gabal El - Kaf (Palmenberg) genannt.

Die koptische Tradition hält daran fest, dass, als die Heilige Familie sich im Schatten des Berges ausruhte, Jesus seine kleine Hand ausstreckte, um einen Felsbrocken zurückzuhalten, der im Begriff war, sich von der Bergseite los zu lösen und auf sie zu fallen. Immer noch ist der Abdruck seiner Handfläche sichtbar.

Als sie ihre Reisen wieder aufnahmen, kam die Heilige Familie an einem Lorbeerbaum vorbei, der sich einen Steinwurf südlich von Gabal El Tair auf dem Weg befand, der den Nil flankiert und vom Gebirge nach Nazlet - Ebeid und der heutigen New Minia Brücke führt. Es wird behauptet, dass sich dieser Baum verbeugt hat, um den Herrn Jesus an zu beten. Die Struktur des Baumes ist in der Tat einmalig. Alle seine Zweige neigen sich abwärts, kriechen auf der Erde entlang und wenden sich dann wieder nach oben, von einem Mantel grüner Blätter eingehüllt. Man nennt den Baum Al Abed, den „Gottesanbeter.“


ÜBERQUEREN DES NILS




AL- ASHMOUNEIN, QUSSQAM, MEIR

Nachdem sie erneut den Nil zurück zu seinem westlichen Ufer überquert hatte, reiste die Heilige Familie südwärts zur Stadt Al- Ashmounein (22) oder Harmopolis Magna. Es scheint aber, dass sie sich dort nicht lange aufhielten. Die Trümmer der zusammengestürzten Götzenbilder hinter sich lassend, gingen sie nach Dairout Al - Sharif weiter (das wie Al - Ashmounein, Philes als alternativen griechischen Namen hatte), und von dort nach Qussquam (oder Qoussia, 28).

Auch hier bekunden die aufgezeichneten Ereignisse, dass die Stadtleute wütend darüber waren, als die steinerne Statue ihrer örtlichen Gottheit zusammenbrach und einstürzte, und sie vertrieben die Heilige Familie gewaltsam aus der Stadt. Eine historisch belegte Begebenheit, die aus dieser Zeitperiode stammt, erwähnt die Zerstörung von Qussquam, und die koptische Überlieferung vertritt die Meinung, dass der Verfall, der die Stadt heimgesucht hatte, die Konsequenz dieser gewaltsamen Verstoßung der freundlichen Besucher war.

Es liegt eine ganz andere Geschichte vor bei der herzlichen Begrüßung, mit der die heiligen Flüchtlinge bei ihrem nächsten Halt in Meir (29) (oder Meira) nur sieben Meilen westlich von Qoussia empfangen wurden. Hier fanden sie wo immer sie hin gingen Gastfreundschaft, für welche die Stadt und ihre Menschen in reichem Maße gesegnet wurden. Und eine andere Geschichte erzählt hingegen, dass die beiden Räuber, die früher schon einmal die Heilige Familie überfallen hatten und ihnen seit damals dicht gefolgt waren, sie erneut angriffen, dieses Mal aber mit dem Schwert und vermummten Gesichtern. Sie verlangten die Kleidungsstücke von Jesus, Maria und Josef und rissen selbst den Schleier vom Haupt Marias herab.


Einer der Diebe, der sah wie Maria weinte, empfand Reue und nahm sich vor, ihnen die Kleidungsstücke wieder zurückzugeben. Nachdem Jesus seine Kleidung wieder angezogen hatte, sagte er zu seiner Mutter: „Maria, ich werde in Jerusalem gekreuzigt werden und diese beiden Diebe werden auch mit mir gekreuzigt werden. Der Dieb, der uns soeben unsere Kleidungsstücke zurückgegeben hat, wird erkennen, wer ich bin und an mich glauben. Er wird der erste sein, der selbst vor Adam und seinen Nachkommen im Paradiese sein wird.“

Es war jetzt für die Heilige Familie Zeit sich dahin auf den Weg zu machen, was wohl das bedeutungsvollste Reiseziel von allen im Land Ägypten war, an den Ort, wo „ein Altar für den Herrn in der Mitte des Landes Äggypten“ sein würde, am Gabal (Berg) Qussqam. Das Kloster von Al- Moharraq wurde rund um die Stätte gebaut, wo die Heilige Familie knapp über sechs Monate blieb. Sie verbrachten ihre Zeit hauptsächlich in einer Höhle, die in der koptischen Ära der Altarraum der Kirche der Jungfrau Maria wurde und der Altarstein war wahrscheinlich der Ruheplatz des Jesuskindes während der Monate, wo es dort wohnte.

Bisweilen wird diese Stätte als das Zweite Bethlehem bezeichnet. Es wird geglaubt, dass genau an derselben Stelle, wo jetzt das Kloster von Al – Moharraq steht, der Engel des Herrn Josef in einem Traum erschien und zu ihm sagte:

Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben, sind tot (Mt 2, 20).

Die Überlieferung berichtet, dass die Kirche, die der Seligen Jungfrau Maria in Dair al Moharraq geweiht war, die erste in Ägypten erbaute Kirche gewesen ist. Man nimmt an, dass sie unmittelbar nach der Ankunft des Hl. Markus in Ägypten um 60 n. Chr. erbaut wurde.



DIE RÜCKKEHR NACH PALÄSTINA

Der Rückweg wich ein wenig von dem ab, auf dem sie gekommen waren. Er führte sie nach der Stadt Assiut und an diesen Segen für diesen Ort wurde im christlichen Zeitalter durch das Bauen eines Konventes der Jungfrau Maria an der Bergspitze gedacht. Schließlich gelangten sie nach Alt - Kairo, dann nach Matareyah und weiter nach Mahamma. Mehr oder weniger verfolgten sie die Spuren ihrer Hinreise durch den Sinai nach Palästina. Matareyah hat in jüngster Zeit internationale Schlagzeilen geschrieben, als am 2. April 1968 eine Marienerscheinung über der Kuppel der St. Marienkirche in Zeitoun (12) von tausenden Christen und Muslims, Ägyptern und Europäern gleichermaßen, miterlebt wurde.
Von Matareya reiste die Heilige Familie nach Mahammah, wo der Tempel zerstört wurde, als sie sich ihm näherten. Noch immer erinnert ein Brunnen an das Bad, das Maria und Josef dort nahmen. Von dort führte sie der Weg über Belbeis (6) durch das Wadi Tumilat auf die gleiche Route, auf der sie nach Ägypten gekommen waren.


AUSKLANG

Die folgende biblische Geschichte sagt alles:
Am Schluss kamen sie zu Hause an, im alten Haus des Josef, im Städtchen von Nazaret in Galilea im Lande Palästina, von wo die Botschaft Christi in der Fülle der Zeit gehört werden würde. Man nimmt an, dass die ganze Reise von Bethlehem bis zur Heimkehr nach Nazaret über drei Jahre dauerte. Sie hatten ungefähr 1242, 80 Meilen zurückgelegt. Ihr Transportmittel war ein gebrechliches Lasttier und ein gelegentliches Segelboot auf dem Nil. Aber auf dem Großteil des Weges mussten sie sich zu Fuß dahinschleppen, dabei ertrugen sie die heiße Sommerhitze und die beißende Winterkälte und litten unter den Schmerzen des Hungers und der brennenden Qual des Durstes. Es war eine Reise von vielen Entbehrungen, die das Jesuskind, die Mutter Gottes und der Hl. Josef in Anbetracht ihrer göttlichen Sendung erduldeten.

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